Es ist wieder ein Jahr verstrichen und die Zeitschrift Connect hat den Netztest 2012 im Heft 12/2012 veröffentlicht. Natürlich fasse ich exklusiv für Sie die Testergebnisse zur mobilen Breitbandversorgung mit Surfstick in Deutschland mit meinen eigenen Erfahrungen zusammen.
Auch für 2012 verlässt sich die Connect auf den Messpartner P3 communications. Dazu hat die Firma zwei Testfahrzeuge quer durch Deutschland geschickt. Im Vergleich zum CHIP Netztest misst P3 communications die Funknetze aber nur mit den Messfahrzeugen. Deshalb vernachlässigt der Connect Netztest leider auch die Funkversorgung für Telefonie und mobiles Internet in Bahnhöfen, U-Bahnen, Fußgängerzonen oder Flughäfen. Auch Connect hat dieses Jahr erste LTE-Messungen durchgeführt, die aber nicht in die Endwertung eingeflossen sind und ich hier auch nicht behandle.
Erster Platz: Deutsche Telekom
Die Deutsche Telekom verteidigt souverän den ersten Platz im Connect Netztest und glänzt mit einem sehr zuverlässigen Datennetz. Die Zuverlässigkeit wurde anhand von fünf Internet-Anwendungen (Aufrufen von Webseiten, Datei-Download, -Upload, YouTube und SD und in HD) in der Stadt und im Umland gemessen. Bis auf YouTube Videos in HD lag die Erfolgsquote in allen Disziplinen bei mindestens 97,8%. Auch wenn HD-Videos von YouTube nur in 87,3% der Tests vollständig geladen wurden, hat dieser Wert zum Spitzenplatz gereicht.
Die Bestwerte bei Download-Speed (im Schnitt 8,2 Mbit/s), Upload-Datenrate (durchschnittlich 1,8 Mbit/s) und der kürzesten Seitenladezeit unterstreichen das hervorragende UMTS/HSPA+ (3G) Netz der Telekom. Dazu trägt nicht nur das 42,2 Mbit/s fähige HSPA+ Netz, sondern auch die gute Infrastruktur (Glasfaser-Netz und leistungsstarke Server) im Hintergrund bei. Diese ist auch notwendig um die Sendeanlange mit geringen Latenzzeiten anzubinden und den hohen Datenverkehr schnell abzuführen.
Auf der Autobahn soll im Durchschnitt eine Download-Geschwindigkeit von 10,6 Mbit/s gemessen worden sein. Das ist deutlich schneller als in Städten und Umland. Dabei hat der rosa Riese nach meinen Tests & Erfahrungen auf Autobahnstrecken noch viel Optimierungsbedarf. Erst vor wenigen Wochen habe ich viele Unterbrechungen und lange Seitenladezeiten auf der Autobahn gemessen. Deshalb kann ich nicht nachvollziehen, dass die mittlere Datenrate wirklich die 10 Mbit/s geknackt hat.
Zweiter Platz: Vodafone
Vodafone hat in diesem Jahr ordentlich Federn gelassen, was vor allem die Messwerte bei den Telefonie-Tests betrifft. Doch auch beim mobilen Internet kann Vodafone der Telekom nicht das Wasser erreichen. Die Erfolgsrate liegt in den meisten Test-Aufgaben zwar auf einem sehr hohen Niveau, doch gerade beim Abruf von Internet-Seiten schaffen die Roten es "nur" auf 94,4 Prozent in Städten und Umland. Das ist der schlechteste Wert unter allen vier Netzbetreibern, sogar hinter E-Plus.
Beim Download-Speed ergibt sich ein Mittel von 4,4 Mbit/s und im Upload sind die Daten im Durchschnitt mit 1,5 Mbit/s geflossen. Besonders im Download ist klar ersichtlich, dass Vodafone nicht mit dem Durchfluss der Telekom mithalten kann. Nichtsdestotrotz platziert sich Vodafone bei den Speed-Messungen immer noch ganz deutlich vor O2 und E-Plus.
Auf der Autobahn schneidet das Vodafone Datennetz deutlich schlechter als das Telekom-Netz ab. Auch dieses Testergebnis kann ich nicht nachvollziehen. In meinem jüngsten Test präsentierte sich das Vodafone Netz stabiler und mit weniger Unterbrechungen als die Telekom. Wie connect zu den schlechteren Messwerten auf Autobahnen kommt, ist mir ein Rätsel!
Dritter Platz: Telefónica O2
O2 hat es geschafft die größten Versorgungsprobleme aus 2011 in den Griff zu bekommen. Damit sichert sich O2 erneut den dritten Platz hinter Vodafone. Die Münchner legen vor allem bei der Zuverlässigkeit zu, zumindest in den Disziplinen Websurfen und Datei-Download erzielte O2 eine höhere Erfolgsquote als Vodafone. Bei Online-Videos von YouTube steht es um die Münchner allerdings nicht so gut. Während Videos in Standard-Qualität noch zu 84,2% zuverlässig geladen wurden, schafft gerade mal jedes fünfte HD-Video vollständig auf das Display des Anwenders! Hier gibt es noch ordentlich Arbeit für O2.
Bei der durchschnittlichen Download-Geschwindigkeit fällt O2 mit nur 1,9 Mbit/s sogar hinter E-Plus (2,2 Mbit/s) zurück. Das wirkt sich natürlich auch auf die Ladezeiten von Webseiten aus. Mit knapp 30 Sekunden braucht der Netzbetreiber am längsten um die 4 Webseiten aus dem Test nacheinander vollständig zu laden. Bei der Upload-Geschwindigkeit von 1,2 Mbit/s muss sich O2 aber nicht verstecken. Lediglich die Zuverlässigkeit könnte im Upload besser sein (93,1 %).
Auf Deutschlands Schnellstraßen sind mittlere Datenraten von 2,5 Mbit/s (Downstream) und 0,9 Mbit/s (Upstream) ermittelt worden. In 90% der Tests lag die Surf-Geschwindigkeit bei mehr als 0,5 Mbit/s, was um etwa 0,1 Mbit/s höher ist als bei Vodafone. Das ist auch etwas seltsam, da O2 eigentlich nicht so viele 3G-Basissationen für schnelles Internet betreibt, wie Vodafone.
Vierter Platz: E-Plus (BASE)
E-Plus investiert im Moment stark in den Breitbandausbau und das macht sich auch erstmals im Netztest bemerkbar. Das ewige Schlusslicht hat bei mobilem Internet ordentlich Boden gut gemacht. Die Zuverlässigkeit kann zwar noch nicht ganz mit der Konkurrenz mithalten, aber immerhin werden über 90% der Anfragen beim Websurfen, Download und Upload zuverlässig bearbeitet und übertragen. Die Auslieferung von YouTube-Stream erledigen die Düsseldorfer sogar deutlich besser als O2. An das Niveau von Telekom und Vodafone reicht es trotzdem nicht.
Die durchschnittliche Download-Geschwindigkeit liegt bei 2,2 Mbit/s, die sich gegenüber dem Vorjahrestest in zirka verdoppelt hat. Die aktuellen Ausbaumaßnahmen auf HSPA+ Technik spiegeln sich durchaus schon in den Messergebnissen wider! Der Geschwindigkeitsschub wirkt sich vor allem auf die Ladezeiten der Webseiten aus. Hier schlägt E-Plus auch ganz locker den Konkurrenten O2. Die Upload-Datenrate kann hingegen nicht überzeugen. Hier wurden nur 0,8 Mbit/s im Schnitt gemessen.
Die größte Schwäche bei E-Plus liegt bei der UMTS/HSPA Versorgung und das zeigt sich im Autobahntest. Da E-Plus noch zu wenige 3G-Basisstationen betreibt, wirkt sich das natürlich auch auf die gemessene Datenrate von 1,9 Mbit/s aus. Dabei waren 90% der Testmessungen gerade mal schneller als 0,3 Mbit/s. Das ist der schlechteste Wert alle Netzbetreiber. Im Upload sieht es mit durchschnittlich 0,5 Mbit/s auch nicht besser aus.
Fazit
In meinen Augen hat die Deutsche Telekom den Connect Netztest 2012 verdient für sich entschieden. Das 3G-Netz der Bonner ist einfach hervorragend und sucht seinesgleichen. Allerdings zweifle ich an den guten Telekom-Messergebnissen, die Connect beim Autobahntest erzielt hat. Das kann ich so nicht bestätigen. Für mich ist nach wie vor Vodafone der Testsieger auf Deutschlands Schnellstraßen (zumindest im Süden). Da Vodafone im Großen und Ganzen nicht mit der Leistung des T-Mobile Netzes mithalten kann, braucht man über den zweiten Platz nicht diskutieren.
O2 hat nach dem miserablen Netztest 2011 vieles richtig gemacht und die Überlastungsprobleme in Ballungszentren in den Griff bekommen. Der dritte Platz ist aus Sicht des dichteren 3G-Netes (im Vergleich zu E-Plus) verdient. Den ewigen Letzten darf man seit diesem Jahr aber nicht mehr unterschätzen. Denn E-Plus investiert gerade jede Menge Geld in die Modernisierung des 3G-Netzes auf HSPA+ Technologie. Die verdoppelte Download-Geschwindigkeit gegenüber dem letzten Jahr unterstreicht den Fortschritt. Ich bin gespannt wie die Konkurrenz auf den Vorstoß von E-Plus bis zum nächsten Test reagiert.
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